Trudele dahin! Verkehre bei Ingenieuren!
Laß dich als Redakteur von Staatsanwälten verhören!
Sei eingeladen bei Snobs, die wichtigtuende Diplomaten
schnurrend umschleichen, besonders die aus den kleinern Staaten!
Entflieh der Familie! Rutsch die soziale Leiter hinauf und hinab –:
es spielt sich alles unter zweihundert Menschen ab.
Wohn an der Weser, der Oder, der Weichsel, der Elbe –
deine Gesellschaft bleibt immer, immer dieselbe.
Immer dieselben Fahrt- und Leidensgenossen,
wie mit Gittern sind dir die andern Gärten verschlossen.
Freunde sind Schicksal, aber nicht zu knapp.
Es spielt sich alles unter zweihundert Menschen ab.
Fahr nach Amerika! Wer steht im Hotel auf den Herrentoiletten?
Rosenfeld. Und er spricht: »Was machen Sie in Manhattan?«
Flieh zu den Eskimos, in des Eises kreischende Masse:
der Dicke im Pelz ist bestimmt ein Kind deiner Klasse.
Jag durch die Welt vom nördlichen bis zum südlichen Kap –:
es spielt sich alles unter zweihundert Menschen ab.
Unsere Welt ist so klein. Dies mußt du wissen:
Ganze Klassen und Völker sind nur deines Lebens Kulissen;
du weißt, dass sie sind. Aber sei nicht verwundert:
du lebst ja doch nur inmitten deiner zweihundert.
Und hörst du auch fremde Länder und Kontinente erklingen:
du kannst ja gar nicht aus deinem Kreise springen!
Von Stund an, wo sie dich pudern, bis zum gemieteten Grab
spielt sich alles und alles und alles unter zweihundert Menschen ab.
Kurt Tucholsky
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21.05.2017
04.09.2015
Der Tod im Meer
Ich schau in Dich,
in deinem Gesicht find ich mich
als Mensch,
nun bist Du tot,
vergraben in den Untergrund des Meeres.
Ich bin am Leben, trauere,
klage über Deinen Tod
als Mensch
Du wolltest wie ich leben, in Freiheit.
Die Hoffnung,
eine Zukunft für Deine Kinder zu bauen,
hat Dich mit den Wellen getrieben,
als Leiche nach Europa.
Hıdır Eren Çelik
in deinem Gesicht find ich mich

nun bist Du tot,
vergraben in den Untergrund des Meeres.
Ich bin am Leben, trauere,
klage über Deinen Tod
als Mensch
Du wolltest wie ich leben, in Freiheit.
Die Hoffnung,
eine Zukunft für Deine Kinder zu bauen,
hat Dich mit den Wellen getrieben,
als Leiche nach Europa.
Hıdır Eren Çelik
29.08.2015
Abtreibung
Der Professor, ein sehr gescheiter Herr,
sagte den Studenten, er bitte sie sehr,
ihm nun ihr Vertrauen zu schenken
und mitzuteilen, wie sie darüber denken:
Da sei ein Mann, syphiliskrank, ganz klar.
Das sagte er sachlich, ohne Kommentar.
Dazu eine Mutter, die an TBC leide,
allso schwer krank seien sie alle beide.
Krank seien die Kinder leider ebenso.
Der Tod eines Kindes mache auch nicht froh.
Die andern seien TBC-krank, taub und blind.
Schwanger sei die Frau mit dem fünften Kind.
Abzutreiben, seien die Eltern einverstanden.-
Nun, was meint Ihr, meine Probanden?
Die meisten waren sich ganz im Klaren,
daß man unbedingt so sollte verfahren.
Ja, der Abbruch muß unbedingt passieren!
Der Professor: "Da muß ich gratulieren!
Ermordet haben Sie Beethoven, das Genie!"
Und diesen Satz vergaßen sie nie.
sagte den Studenten, er bitte sie sehr,
ihm nun ihr Vertrauen zu schenken
und mitzuteilen, wie sie darüber denken:
Da sei ein Mann, syphiliskrank, ganz klar.
Das sagte er sachlich, ohne Kommentar.
Dazu eine Mutter, die an TBC leide,
allso schwer krank seien sie alle beide.
Krank seien die Kinder leider ebenso.
Der Tod eines Kindes mache auch nicht froh.
Die andern seien TBC-krank, taub und blind.
Schwanger sei die Frau mit dem fünften Kind.
Abzutreiben, seien die Eltern einverstanden.-
Nun, was meint Ihr, meine Probanden?
Die meisten waren sich ganz im Klaren,
daß man unbedingt so sollte verfahren.
Ja, der Abbruch muß unbedingt passieren!
Der Professor: "Da muß ich gratulieren!
Ermordet haben Sie Beethoven, das Genie!"
Und diesen Satz vergaßen sie nie.
Irmgard Adomeit
07.05.2015
Mannomann
Hör schon auf.
Machen Punkt.
Du bist doch fertig, Mann, und nur noch läufig.
Sag nochmal: Wird gemacht.
Drück nochmal Knöpfchen und lass sie tanzen die Puppen.
Zeig nochmal deinen Willen und seine Brüche.
Hau nochmal auf den Tisch, sag: Das ist meiner.
Zähl nochmal auf, wie oft du und wessen.
Sei nochmal hart, damit es sich einprägt.
Beweise dir noch einmal deine große, bewiesene,
deine allumfassende Fürundfürsorge.
Mannomann.
Da stehst du nun und im Anzug da.
Männer weinen nicht, Mann.
Deine Träume, die typisch männlich waren, sind alle gefilmt.
Deine Siege datiert und in Reihe gebracht.
Dein Fortschritt eingeholt und vermessen.
Deine Trauer und ihre Darsteller ermüden den Spielplan.
Zu oft variiert deine Witze; Sender Eriwan schweigt.
Leistungsstark (immer noch) hebt deine Macht sich auf.
Mannomann.
Sag nochmal ich.
Denk nochmal scharf.
Blick nochmal durch.
Hab nochmal recht.
Schweig nochmal tief.
Steh oder fall noch ein einziges Mal.
Du musst nicht aufräumen, Mann; lass alles liegen.
Du bist nach deinen Gesetzen verbraucht,
entlassen aus deiner Geschichte.
Und nur das Streichelkind in dir
Darf noch ein Weilchen mit Bauklötzen spielen. -
Was, Mannomann, wird deine Frau dazu sagen?
Günter Grass
Machen Punkt.
Du bist doch fertig, Mann, und nur noch läufig.
Sag nochmal: Wird gemacht.
Drück nochmal Knöpfchen und lass sie tanzen die Puppen.
Zeig nochmal deinen Willen und seine Brüche.
Hau nochmal auf den Tisch, sag: Das ist meiner.
Zähl nochmal auf, wie oft du und wessen.
Sei nochmal hart, damit es sich einprägt.
Beweise dir noch einmal deine große, bewiesene,
deine allumfassende Fürundfürsorge.
Mannomann.
Da stehst du nun und im Anzug da.
Männer weinen nicht, Mann.
Deine Träume, die typisch männlich waren, sind alle gefilmt.
Deine Siege datiert und in Reihe gebracht.
Dein Fortschritt eingeholt und vermessen.
Deine Trauer und ihre Darsteller ermüden den Spielplan.
Zu oft variiert deine Witze; Sender Eriwan schweigt.
Leistungsstark (immer noch) hebt deine Macht sich auf.
Mannomann.
Sag nochmal ich.
Denk nochmal scharf.
Blick nochmal durch.
Hab nochmal recht.
Schweig nochmal tief.
Steh oder fall noch ein einziges Mal.
Du musst nicht aufräumen, Mann; lass alles liegen.
Du bist nach deinen Gesetzen verbraucht,
entlassen aus deiner Geschichte.
Und nur das Streichelkind in dir
Darf noch ein Weilchen mit Bauklötzen spielen. -
Was, Mannomann, wird deine Frau dazu sagen?
Günter Grass
20.04.2015
what will may
Lovely Mild
How come that we met
Far away, yet close to me
To leave you is like a threat
Every day, my sun is she
The brightest sunset
It will stay, your smile to see
I am in your debt
End of grey, traveling free
My journey is set
It will may, with you to be
Thanku
How come that we met
Far away, yet close to me
To leave you is like a threat
Every day, my sun is she
The brightest sunset
It will stay, your smile to see
I am in your debt
End of grey, traveling free
My journey is set
It will may, with you to be
Thanku
18.04.2015
Was mich zu dir so heftig zog
Was mich zu dir so heftig zog
War nicht der Augen Allgewalt,
Der Schimmer nicht des goldnen Haar's
Und nicht die schlanke Huldgestalt.
Was mich zu dir so mächtig zog,
War deiner Stimme trüber Klang,
Der mir wie Nachtigallensang
Ins Herz, ins lebensmüde, drang.
Die Blässe deiner Wangen war's
Und deine Träne, die verriet,
Dass deine Seele tiefgeheim
Ein namenloses Weh durchzieht.
Maximilian Bern
War nicht der Augen Allgewalt,
Der Schimmer nicht des goldnen Haar's
Und nicht die schlanke Huldgestalt.
Was mich zu dir so mächtig zog,
War deiner Stimme trüber Klang,
Der mir wie Nachtigallensang
Ins Herz, ins lebensmüde, drang.
Die Blässe deiner Wangen war's
Und deine Träne, die verriet,
Dass deine Seele tiefgeheim
Ein namenloses Weh durchzieht.
Maximilian Bern
15.03.2015
Aus ihren Augen lacht die Freude
Aus ihren Augen lacht die Freude,
Auf ihren Lippen blüht die Lust,
Und unterm Amazonenkleide
Hebt Mut und Stolz und Drang die Brust;
Doch unter Locken, welche fliegen
Um ihrer Schultern Elfenbein,
Verrät ein Seitenblick beim Siegen
Den schönen Wunsch besiegt zu sein.
Auf ihren Lippen blüht die Lust,
Und unterm Amazonenkleide
Hebt Mut und Stolz und Drang die Brust;
Doch unter Locken, welche fliegen
Um ihrer Schultern Elfenbein,
Verrät ein Seitenblick beim Siegen
Den schönen Wunsch besiegt zu sein.
Jakob Michael Reinhold Lenz
08.01.2015
Keine Rast
Seele, banger Vogel du,
immer wieder mußt du fragen:
Wann nach so viel wilden Tagen
Ob, ich weiß: kaum haben wir
unterm Boden stille Tage,
wird vor neuer Sehnsucht dir
jeder liebe Tag zur Plage.
Und du wirst, geborgen kaum,
dich um neue Leiden mühen
und voll Ungeduld den Raum
als der jüngste Stern durchglühen.
Hermann Hesse
Hermann Karl Hesse war ein deutschsprachiger Schriftsteller, Dichter und Maler. Weltweite Bekanntheit erlangte er mit Prosawerken wie Siddhartha oder Der Steppenwolf und mit seinen Gedichten (z. B. Stufen). 1946 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur und 1954 der Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste verliehen.
25.10.2014
Der Raum dazwischen
Jetzt wo du älter bist
und du dir Zeit zum sehen nimmst
über deine Schulter zurück
auf einen bestimmten Augenblick
auf die Tage von früher siehst
auf das Wirre von damals triffst
Nun wo du klüger bist
und du es sicher lesen kannst
mit diesem Blick begreifst
den wahren Kern erlangst
was gewesen ist vergibst
dich für anderes bedankst
Da wo du weiter bist
und du dich ziehen lässt
mit neuer Stirn voran
mit anderen spontan
den Rest von dir verstehst
und deiner Seele nach lebst
Talen
und du dir Zeit zum sehen nimmst
über deine Schulter zurück
auf einen bestimmten Augenblick
auf die Tage von früher siehst
auf das Wirre von damals triffst
Nun wo du klüger bist
und du es sicher lesen kannst
mit diesem Blick begreifst
den wahren Kern erlangst
was gewesen ist vergibst
dich für anderes bedankst
Da wo du weiter bist
und du dich ziehen lässt
mit neuer Stirn voran
mit anderen spontan
den Rest von dir verstehst
und deiner Seele nach lebst
Talen
05.10.2014
so circa fünf frauen nach dir
treffe ich dich zufällig wieder in den gängen
eines supermarkts und starre befangen
in deinen einkaufswagen
du kaufst immer noch den saft
derselben marke und ich spür den geschmack
deiner lippen auf den meinen
ein brennen plötzlich auswippend in wut
dass wir einander gehen liessen
ohne widerstand
in ein leben aus zweiter hand
nachdem wir uns aus der ersten verstiessen
und höre dich faseln es gehe dir gut
ich sei mit mir und der welt im reinen
dresche ich phrasen im doppelpack
und kämpfe gegen mich an mit aller kraft
dabei hätten wir uns so manches zu sagen
doch du ahnst nichts von meinem verlangen
wie ich nichts weiss von deinen zwängen
so circa fünf männer nach mir
Christoph W. Bauer
eines supermarkts und starre befangen
in deinen einkaufswagen
du kaufst immer noch den saft
derselben marke und ich spür den geschmack
deiner lippen auf den meinen
ein brennen plötzlich auswippend in wut
dass wir einander gehen liessen
ohne widerstand
in ein leben aus zweiter hand
nachdem wir uns aus der ersten verstiessen
und höre dich faseln es gehe dir gut
ich sei mit mir und der welt im reinen
dresche ich phrasen im doppelpack
und kämpfe gegen mich an mit aller kraft
dabei hätten wir uns so manches zu sagen
doch du ahnst nichts von meinem verlangen
wie ich nichts weiss von deinen zwängen
so circa fünf männer nach mir
Christoph W. Bauer
08.08.2014
Gejagter
Verliebt in eine Frau, bis sie mir entfiel.
Geliebt die Welt, fliegen zu lernen das Ziel.
Zu lieben gelernt mich selbst, eine Brise kam ins Spiel.
Erlöst durch das Wetter
Langsam laufe ich durch den Raum, aufmerksam und bereit.
Der Wettkampf interessiert mich kaum, besonders befreit.
Jene Gesichter nur ein Traum, es gibt keine Zeit.
Riechst du das Wetter
Der Sommerurlaub zieht vorbei, alles ist Leben.
Das zehnte Weihnachten nebenbei, die Gegenwart erleben.
Endlose Möglichkeiten bestehen, ohne umzudrehen.
Achte auf das Wetter
Immernoch hier, halte an nichts fest.
Im Leben so jung, mit ruhiger Atmung.
Sehe mit Neugier, auf meine Mitteilung:
Lauf durch den Fluss, wie ein gejagtes Tier,
nur ein Schuss und du bist nicht mehr hier.
Geliebt die Welt, fliegen zu lernen das Ziel.
Zu lieben gelernt mich selbst, eine Brise kam ins Spiel.
Erlöst durch das Wetter
Langsam laufe ich durch den Raum, aufmerksam und bereit.
Der Wettkampf interessiert mich kaum, besonders befreit.
Jene Gesichter nur ein Traum, es gibt keine Zeit.
Riechst du das Wetter
Der Sommerurlaub zieht vorbei, alles ist Leben.
Das zehnte Weihnachten nebenbei, die Gegenwart erleben.
Endlose Möglichkeiten bestehen, ohne umzudrehen.
Achte auf das Wetter
Immernoch hier, halte an nichts fest.
Im Leben so jung, mit ruhiger Atmung.
Sehe mit Neugier, auf meine Mitteilung:
Lauf durch den Fluss, wie ein gejagtes Tier,
nur ein Schuss und du bist nicht mehr hier.
15.04.2014
Die Reise
Küstennebel inhaliert, den Blick geschärft, den Kurs markiert,
den Plan verworfen, die Schuh geschnürt, den Weg gekannt und doch verirrt.
Aufgestanden, umgekehrt, zurückmarschiert, auch verkehrt.
Dort geht es lang, hab ich gehört, ganz allein und ungestört.
So zog ich hin, Tag aus, Tag ein und wollt nur eins, wollt freier sein.
Freier sein, die Welt entdecken und beide Hände gen Himmel strecken.
Über Klüfte, über Klippen springen und nebenher zwei Lieder singen
Eins von Panama, eins von Peru. Und aus der Ferne schaust du mir zu...
Hier steh ich nun, die Sterne zum greifen nah, doch jetzt steh ich alleine da
Weiß auch nicht mehr, wer ich bin. Wo führt mich meine Reise hin?
War ich vielleicht schon angekommen und hatte es nur nicht wahrgenommen?
Bin doch gereist um mich zu finden, nun bleibt mir nur das zu überwinden.
Viel gelaufen, kein Mensch gesehen, an dich gedacht und dir entgegen gehen.
Große Berge, klare Seen, weiter Horizont und nichts verstehen.
Eins begreif ich nun, wenn auch nicht mich, das Schönste auf der Welt:
Da gibts nur dich - drum will zu dir streben und von nun an deiner Seite leben.
11.02.2014
Mein Pfad ist trüb
Die längst verschollne Lust vergangner Tage
Drückt wie ein Kopfweh mich nach einem Trinkgelage.
Doch meines Herzens Gram dem Weine gleicht,
Der, wie er altert, auch an Stärke steigt.
Mein Pfad ist trüb. Vom grauenvollen Meer
Der Zukunft dröhn Gefahr und Leiden her.
Doch ich will, Freunde, von der Welt nicht scheiden!
Will leben, um zu denken und zu leiden.
Ich weiß, daß zwischen Sorgen, Sturm und Wehen
Auch Lust und Freude mir noch auferstehen.
Ich werde Kunst und Leben neu genießen,
Noch Thränen der Begeisterung vergießen,
Und einst auf meines Grabes trüber Nacht
Vielleicht der Liebe Lebewohl mir lacht.
Alexander Puschkin
Aus dem Russischen von Friedrich Martin Bodenstedt
Alexander Sergejewitsch Puschkin (* 26. in Moskau; † 29. Januar in Sankt Petersburg durch einen Bauchschuss) gilt als russischer Nationaldichter und Begründer der modernen russischen Literatur. Bis zum Einmarsch Napoleons in Moskau 1812 sprach die russische Oberschicht Französisch. Nach dem darauf folgenden Brand Moskaus fragte man sich, warum man eigentlich die Sprache des Feindes spreche. Puschkin bereitete in seinen Gedichten, Dramen und Erzählungen der Verwendung der Umgangssprache den Weg.
03.07.2013
"Adieu, Beste, Liebste"

Du versuchst, o Sonne, vergebens,
Durch die düsteren Wolken zu scheinen.
Der ganze Gewinn meines Lebens,
Ist ihren Verlust zu beweinen.
02.06.2013
Angst
Ich scheue mich mit dir zu sprechen,
Auch wenn dein Funke nun mehr glüht,
Den stillen Frieden will ich nicht brechen,
Will nicht wissen welcher Krieg mir blüht.

Die mich täglich wärmt,
Und dein lichtes lächeln bannt den Schatten,
der sich durch dein wahres Fehlen nährt.
Gern würd ich mit dir schreiben,
Dich kleben an den Zucker einer Zeile,
Es in den Morgen treiben,
Bist du bis in meinem steifen Seile.
Doch ich weiß ich will zu viel,
Daher ist es schon ein stilles freuen,
Und sehe es als mein höchstes Ziel,
Zu lassen was länger hält als reuen.
Talen
20.05.2013
An das Liebste
Ob ich wohl lebte hundert Jahr',
so langt die Zeit doch nicht,
Zu sagen, was in meiner Brust
von Dir die Liebe spricht.
Ob ich wohl lebte tausend Jahr',
flieht doch die Zeit dahin,
Eh' Du es weißt, wie fest und wahr
und wie getreu ich bin!
Und lebt ich Millionen Jahr,
ich nennte nicht das Weh,
Das immerfort mein Herz zerreißt,
wenn ich Dich nicht mehr seh.
Doch jetzt noch bist Du nahe mir,
zu künden Dir dies Glück,
Brauch ich nicht eine kleine Zeit, -
nur einen einzigen Blick.
Karoline Leonhardt
so langt die Zeit doch nicht,
Zu sagen, was in meiner Brust
von Dir die Liebe spricht.
Ob ich wohl lebte tausend Jahr',
flieht doch die Zeit dahin,
Eh' Du es weißt, wie fest und wahr
und wie getreu ich bin!
Und lebt ich Millionen Jahr,
ich nennte nicht das Weh,
Das immerfort mein Herz zerreißt,
wenn ich Dich nicht mehr seh.
zu künden Dir dies Glück,
Brauch ich nicht eine kleine Zeit, -
nur einen einzigen Blick.
Karoline Leonhardt
21.03.2013
Scheiden
Noch einen Blick voll Liebessegen,
Noch einen Kuß, bevor wir gehn!
Als lichten Schatz auf dunkeln Wegen,
Als Zehrung bis zum Wiedersehn!
Ob wir auch enger uns umfassen,
Die Arme schlingen wie ein Band:
Es gilt zu scheiden und zu lassen,
Und nicht zu ketten Hand in Hand.
So wandle denn die Bahn der Schmerzen,
Die Liebe wird dein Engel sein;
Leb' wohl, leb wohl!
Reiff' Herz vom Herren!
Und weine nicht und denke mein!
Gott schütze dich auf deinen Wegen,
Daß ich dich fröhlich wiederseh'!
Noch einen Blick voll Liebessegen,
Noch einen Kuß, und nun Ade!
Ludwig Pfau
Karl Ludwig Pfau (* 25. August 1821 in Heilbronn; † 12. April 1894 in Stuttgart) war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Revolutionär. 1839 zog er nach Frankreich, wo er ab 1840 in Paris Kunst und Literatur studierte. 1841 kehrte er nach Deutschland zurück, begann ein Studium der Philosophie. Er wirkte bei der Märzrevolution mit und gehörte ab 1864 zu den Gründern der demokratischen Volkspartei DVP.
Noch einen Kuß, bevor wir gehn!
Als lichten Schatz auf dunkeln Wegen,
Als Zehrung bis zum Wiedersehn!
Ob wir auch enger uns umfassen,
Die Arme schlingen wie ein Band:
Es gilt zu scheiden und zu lassen,
Und nicht zu ketten Hand in Hand.
So wandle denn die Bahn der Schmerzen,
Die Liebe wird dein Engel sein;
Leb' wohl, leb wohl!
Reiff' Herz vom Herren!
Und weine nicht und denke mein!
Gott schütze dich auf deinen Wegen,
Daß ich dich fröhlich wiederseh'!
Noch einen Blick voll Liebessegen,
Noch einen Kuß, und nun Ade!
Ludwig Pfau
Karl Ludwig Pfau (* 25. August 1821 in Heilbronn; † 12. April 1894 in Stuttgart) war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Revolutionär. 1839 zog er nach Frankreich, wo er ab 1840 in Paris Kunst und Literatur studierte. 1841 kehrte er nach Deutschland zurück, begann ein Studium der Philosophie. Er wirkte bei der Märzrevolution mit und gehörte ab 1864 zu den Gründern der demokratischen Volkspartei DVP.
18.03.2013
Ich liebte Dich
Ich liebte Dich: vielleicht ist dieses Feuer
In meinem Herzen noch nicht ganz verglüht;
Doch Deine Ruh ist mir vor Allem theuer,
Durch nichts betrüben will ich Dein Gemüth.
Ich liebte Dich, stumm, hoffnungslos und schwerlich,
In aller Qual, die solche Liebe giebt —
Ich liebte Dich so wahrhaft und so herzlich,
Gott geb', daß Dich ein Andrer je so liebt!
Alexander Puschkin
Aus dem Russischen von Friedrich Martin Bodenstedt
Alexander Sergejewitsch Puschkin (* 26. in Moskau; † 29. Januar in Sankt Petersburg durch einen Bauchschuss) gilt als russischer Nationaldichter und Begründer der modernen russischen Literatur. Bis zum Einmarsch Napoleons in Moskau 1812 sprach die russische Oberschicht Französisch. Nach dem darauf folgenden Brand Moskaus fragte man sich, warum man eigentlich die Sprache des Feindes spreche. Puschkin bereitete in seinen Gedichten, Dramen und Erzählungen der Verwendung der Umgangssprache den Weg.
In meinem Herzen noch nicht ganz verglüht;
Doch Deine Ruh ist mir vor Allem theuer,
Durch nichts betrüben will ich Dein Gemüth.
Ich liebte Dich, stumm, hoffnungslos und schwerlich,
In aller Qual, die solche Liebe giebt —
Ich liebte Dich so wahrhaft und so herzlich,
Gott geb', daß Dich ein Andrer je so liebt!
Alexander Puschkin
Aus dem Russischen von Friedrich Martin Bodenstedt
Alexander Sergejewitsch Puschkin (* 26. in Moskau; † 29. Januar in Sankt Petersburg durch einen Bauchschuss) gilt als russischer Nationaldichter und Begründer der modernen russischen Literatur. Bis zum Einmarsch Napoleons in Moskau 1812 sprach die russische Oberschicht Französisch. Nach dem darauf folgenden Brand Moskaus fragte man sich, warum man eigentlich die Sprache des Feindes spreche. Puschkin bereitete in seinen Gedichten, Dramen und Erzählungen der Verwendung der Umgangssprache den Weg.
15.03.2013
Ging Dir nach im Wind
Ging Dir nach im Wind, Deine Haare flogen,
Wolken kamen wild, als ob sie die Berge zogen.
Und auf unserem stürmischen Abendgange,
Lehnte sich der Wind unter Deinem Schleier, dicht an Deine Wange,
Preßte Deine Kleider um die Knie, wollt' Dich halten
Wie ein Freier, dessen Hände sich um Deinen Körper falten.
Wie ein Tänzer wirbelt, wollt' er Dich entzücken,
Aber Du - lachst ihn aus, wendest ihm den Rücken.
Und der Wind läuft nebenher, fährt Dir um die Schläfen,
Muß im Dunkel, wie ein Hund, abgewiesen kläffen.
Max Dauthendey
Max Dauthendey (* 25. Juli 1867 in Würzburg; † 29. August 1918 in Malang auf Java) war ein deutscher Dichter und Maler. Der Vater von Max Dauthendey, Karl Dauthendey, siedelte als deutscher Kolonist in St. Petersburg, drei Jahre vor der Geburt Max Dauthendeys zog die Familie Dauthendey nach Würzburg um. Dauthendey wuchs in Würzburg als Sohn wohlhabender Eltern auf und erlebte eine glückliche Kindheit, die durch den frühen Tod seiner Mutter Caroline Dauthendey 1873 getrübt wurde.
Wolken kamen wild, als ob sie die Berge zogen.
Und auf unserem stürmischen Abendgange,
Lehnte sich der Wind unter Deinem Schleier, dicht an Deine Wange,
Preßte Deine Kleider um die Knie, wollt' Dich halten
Wie ein Freier, dessen Hände sich um Deinen Körper falten.
Wie ein Tänzer wirbelt, wollt' er Dich entzücken,
Aber Du - lachst ihn aus, wendest ihm den Rücken.
Und der Wind läuft nebenher, fährt Dir um die Schläfen,
Muß im Dunkel, wie ein Hund, abgewiesen kläffen.
Max Dauthendey
Max Dauthendey (* 25. Juli 1867 in Würzburg; † 29. August 1918 in Malang auf Java) war ein deutscher Dichter und Maler. Der Vater von Max Dauthendey, Karl Dauthendey, siedelte als deutscher Kolonist in St. Petersburg, drei Jahre vor der Geburt Max Dauthendeys zog die Familie Dauthendey nach Würzburg um. Dauthendey wuchs in Würzburg als Sohn wohlhabender Eltern auf und erlebte eine glückliche Kindheit, die durch den frühen Tod seiner Mutter Caroline Dauthendey 1873 getrübt wurde.
13.03.2013
haar von dir
im kleiderschrank: ein haar von dir.
lecke dran. nein, war von mir.
doch lohnte sich die illusion,
ich pflücke immer mehr davon,
von meinem kopf - dort gibt es ja
nichts als haar, haar, haar, haar, haar.
und denke stets ein paar sekunden,
ich hätt' ein haar von dir gefunden.
so denk ich immer nur an dich,
und weine und skalpiere mich.
Autor unbekannt
lecke dran. nein, war von mir.
doch lohnte sich die illusion,
ich pflücke immer mehr davon,
von meinem kopf - dort gibt es ja
nichts als haar, haar, haar, haar, haar.
und denke stets ein paar sekunden,
ich hätt' ein haar von dir gefunden.
so denk ich immer nur an dich,
und weine und skalpiere mich.
Autor unbekannt
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