11.02.2014

Mein Pfad ist trüb


Die längst verschollne Lust vergangner Tage
Drückt wie ein Kopfweh mich nach einem Trinkgelage.
Doch meines Herzens Gram dem Weine gleicht,
Der, wie er altert, auch an Stärke steigt.
Mein Pfad ist trüb. Vom grauenvollen Meer
Der Zukunft dröhn Gefahr und Leiden her.

Doch ich will, Freunde, von der Welt nicht scheiden!
Will leben, um zu denken und zu leiden.
Ich weiß, daß zwischen Sorgen, Sturm und Wehen
Auch Lust und Freude mir noch auferstehen.
Ich werde Kunst und Leben neu genießen,
Noch Thränen der Begeisterung vergießen,
Und einst auf meines Grabes trüber Nacht
Vielleicht der Liebe Lebewohl mir lacht.


Alexander Puschkin
Aus dem Russischen von Friedrich Martin Bodenstedt
Alexander Sergejewitsch Puschkin (* 26. in Moskau; † 29. Januar in Sankt Petersburg durch einen Bauchschuss) gilt als russischer Nationaldichter und Begründer der modernen russischen Literatur. Bis zum Einmarsch Napoleons in Moskau 1812 sprach die russische Oberschicht Französisch. Nach dem darauf folgenden Brand Moskaus fragte man sich, warum man eigentlich die Sprache des Feindes spreche. Puschkin bereitete in seinen Gedichten, Dramen und Erzählungen der Verwendung der Umgangssprache den Weg.