18.03.2015

Worship

Eine kurze Leidensgeschichte ist mir in Thailand wiederfahren, als ich über einige Wochen auf einer Insel blieb.
Ich weiß nicht was es war, vielleicht die unsägliche Anzahl an Backpackerinnen und Backpackern oder einfach ihre Gestalt, jedenfalls fiel mir sie mir schon an meinem ersten Tag in dieser Bar auf.
Zuerst dachte ich, sie stammt aus Thailand, denn sie hatte bräunliche Haut und war gerade mal 1.60 groß. Ein paar gefärbte Haarsträhnen und stets goldene Fingernägel, manchmal Hotpants machmal hatte sie auch ihre Haare zurückgebunden und dann sah man goldene Ohrringe, die wie Tropfen von ihrem Ohrläppchen herab hingen. Sie hatte stets zwei Lächeln parat, das typische Kellnerinnen lächeln, das Freundlichkeit und Eifer ausstrahlte und dann war da das andere.
Ihre erste Frage war, wie lange ich blieb, das beschäftigte sie anscheinend. Dann kam das Alter, sie lächelte aber das war das Falsche. Ihr Name war Mimi, wohl ein Spitzname.
Von da an beobachtete ich sie jeden Tag und träumte von ihr morgens und abends. Manchmal fragte ich mich, wie ich es anstellen sollte, dass aus uns mehr wurde, ob sie mit nach Deutschland kommen würde.
Ich lernte den Barbesitzer Johnny bei etlichen Freibier kennen. Er hat mir mein optionales Leben schon vorgelebt, ein Kind mit einer Thailänderin, geschieden und lebt nun hier für Kind und Bar. Als er viel Alkohol intus hat sagt er, nie mit einer Frau am gleichen Arbeitsplatz runmachen. Sie wird dominant und will das Ruder. Er blickt auf Mimi und sagt, No, we had this already.
Dann nach einigen Tagen, wischte sie den Tisch vor mir ab und ich sagte Thank you. Da sah ich ihr natürliches Lächeln. Sie sagte sie müsse für zwei Tage ins Krankenhaus und ich fragte wieso aber sie konnte nur gebrochenes Englisch.
Während dieser Zeit versuchte ich der Bar aus dem Weg zu gehen. Ich redete kurz mit ihrer Schwester, die auch in der Bar arbeitete. Sie fragte mich ob ich sie mag und ich sagte natürlich. Sie war nicht überrascht.
Als Mimi wieder zurück war, schien sie erschöpft. Ich wartete, bis alle Gäste verschwunden waren. Wir redeten kurz und intensiv. Sie war eigentlich aus Burma, doch da es dort zu wenig Arbeit gab, schickten ihre Eltern sie hierher. Nicht ungewöhnlich für die Insel. Sie schämte sich Englisch zu sprechen. Immer sagt sie No good englisch. Immer sage ich you good englisch. Sie zeigt mir einen Amerikaner aus Facebook, von dem sie Englisch gelernt hat. 9 Months he stayed, sagen ihre Lippen. Sie will, dass ich länger bleibe, sagen ihre braunen Augen. Ich frage sie, ob sie hier bleiben will oder weg möchte. Sie will hier bleiben, vielleicht zurück nach Burma zu den Eltern. Ich lächle und sage Gute Nacht. Ein Tiefpunkt.
Was bilde ich mir schon ein sie aus ihrer festen Umgebung rausreißen zu wollen und auch das Englisch ist schwer mit ihr. Natürlich würde ich ihr alles zahlen, sie in Deutschland mit einer Heirat einbürgern und gelegentlich würden wir nach Burma kommen. Was man sich eben so einbildet.
Die nächsten Tage verringern sich unsere Blickkontakte. Ich frage noch nach Facebook und schreibe ihr, aber sie schreibt nicht zurück. Vielleicht ist sie da nicht oft, aber in der Bar ist sie jeden Tag. Ich beschäftige mich mit meiner Weiterreise und denke nur noch gelegentlich an das was hätte sein können. Vielleicht komme ich in einigen Jahren nochmal hier hin und sehe dann ihre Kinder hier in der Bar rumrennen. Dann werde ich froh sein, dass nichts passiert ist.
Mein Freund Tim sagt, in einer Bar geht es immer nur um die Kellnerin. Irgendwie hat er recht damit.

15.03.2015

Aus ihren Augen lacht die Freude

Aus ihren Augen lacht die Freude,
Auf ihren Lippen blüht die Lust,
Und unterm Amazonenkleide
Hebt Mut und Stolz und Drang die Brust;
Doch unter Locken, welche fliegen
Um ihrer Schultern Elfenbein,
Verrät ein Seitenblick beim Siegen
Den schönen Wunsch besiegt zu sein.
Jakob Michael Reinhold Lenz