23.10.2016

Es

Ein Gespräch zwischen Jiddu Krishnamurti und David Bohm

K: Gibt es also etwas jenseits der kosmischen Ordnung, jenseits des Geistes?
DB: Sagen Sie damit, dass das Universum, dass jener Geist die Natur geschaffen hat, die geordnet ist und nicht bloß mechanisch abläuft? Dass sie einen tieferen Sinn hat?
K: Das ist es, was wir zu entdecken versuchen.
DB: Sie führen das ganze Universum an und auch die Menschheit. Warum tun Sie das? Was ist die Quelle dieser Wahrnehmung?
K: Wir wollen noch einmal anfangen: Da ist das Ende des ›Ich‹ als Zeit, und deshalb kommt es zu keinem Hoffen. Das alles hat aufgehört, ist vorbei. Wenn das aufhört, entsteht diese Empfindung des ›Nichts‹. Und ›Nichts‹ – das ist dieses ganze Universum.
DB: Ja, der Universalgeist, die Universalmaterie.
K: Das ganze Universum.
(Pause)
DB: Was hat Sie dazu gebracht, das zu sagen?
K: Nun, ich weiß. Um es ganz einfach zu sagen: Die Teilung und Trennung hat aufgehört. Nicht wahr? Die Teilung, die durch die Zeit hervorgerufen wird, die vom Denken geschaffen wird, die durch diese Erziehung entsteht und so weiter – das alles. Weil das aufhört, wird das andere offenbar.
DB: Sie meinen, ohne die Teilung und Trennung ist das andere da – kann es wahrgenommen werden?
K: Es kann nicht wahrgenommen werden – aber es ist da. 
DB: Aber wie wird man dessen gewahr, dass es da ist? 
K: Ich denke nicht, dass man dessen gewahr wird.
DB: Was hat Sie dann dazu veranlasst, das zu sagen? 
K: Würden Sie sagen, dass es ist? Nicht, dass ich es wahrnehme oder dass es wahrgenommen wird.
DB: Ja, es ist.
K: Es ist.
DB: Sie könnten fast sagen, dass Es dieses sagt. Irgendwie scheinen Sie anzudeuten, dass Es das ist, was es sagt.
K: Ja, ich wollte das nicht aussprechen – es freut mich, dass Sie es so gesagt haben! 

Zweites Gespräch, Teil 3
Vom Werden zum Sein - Gespräche mit David Bohm und Jiddu Krishnamurti
("Es" siehe "Zen in der Kunst des Bogenschießens")

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