14.05.2009

Zu diesem Bild

Der Erzähler gehört selbst nicht zur Geschichte, die er erzählt, sondern ist ihr Urheber und Vermittler. Er ist nicht Teil der dargestellten Welt, sondenr schildert sie von außen, ist der "allwissende Erzähler".
Er kann Zusammenhänge mit zukünftigen oder vergangenen Ereignissen knüpfen, sie kommentieren und Wertungen abgeben. Er kann das Tun verschiedener Charaktere zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten schildern. Auch weiß er mehr als die Figuren, kennt deren Gefühls- und Gedankenwelt.
Lassen wir also den allwissenden Erzähler eine Geschichte zum folgenden Bild erzählen:

Kreatives Schreiben VHS Dortmund, 25.03.2009 - Ursula Posse-Kleimann





Dieses Bild stand in Veronicas Vitrine, die unübersehbar im blauen Top darauf zu erkennen war und jeden Morgen nach dem Aufstehen sah sie das Bild an und war den Tränen nahe. Sie war talentiert. Ihre Katze spürte das und strich ihr heilsam um ihr Bein.
"Danke, meine Süße", sagte Veronica, beugte sich hinab und streichelte sie. Der Tag verging und gegen Abend kam Joachim vorbei, ihr Tanzpartner in dem Stück, der Mann an den sie sich lehnt in diesem Bild.
"Wie geht's dir?", fragte er sie auf dem Sofa sitzend.
"Wie soll es mir schon gehen. Ich kann nicht mehr tanzen!"
Sie betrachtete ihr linkes nicht vohandenes Bein. Tränen überkamen sie. Joachim nahm sie in den Arm.
"Hey, ist ja schon gut."
Ein paar Minuten vergingen und Joachim blickte ihr in die Augen.
"Was willst du jetzt machen?"
"Ich werde Sonnenstrahlen schreiben", antwortete sie. Dann griff sie zu einer Blume neben sich und streichelte den Stiel an ihrer Wange mit geschlossenen Augen. Sonnenstrahlen fielen ins Zimmer und verloren sich. Sie träumte ihr eigenes Musical und die Sonnenstrahlen formten menschenähnliche Figuren die tanzten. Joachim sah es.
"Das ist ja unglaublich! Wie machst du das?"
Plötzlich wuchsen Joachim Flügel aus dem Rücken, so wie Veronica es träumte.
"Was tust du. Nein! Nicht!" Joachim schrie vor Schmerz. Als die Flügel aus dem Rücken wuchsen blutete seine ganze Haut. Er musste es stoppen, dachte er. Es waren die höllischten Schmerzen, die er je empfunden hatte. Er nahm ein Kuchenmesser, das auf dem Tisch lag und erstach Veronica. Er stach solange und so oft zu, bis die Flügel verschwanden und die Sonnenstrahlen verblassten. Die Katze lachte schelmisch und leckte Veronicas Blut auf.

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