Ja, das hätte eine gute Geschichte werden können, ein wenig sentimental zwar, aber die Melancholie ausbalanciert durch Humor, das Brutale in der Schwebe gehalten mit etwas Philosophie. Ich hatte alles durchdacht. Und Jetzt?
Danke
Ach, sage ich erschöpft, nicht zu früh.
Ach, sage ich erschöpft, nicht zu früh.
[...] Und Rosalie? Sie geht die Straße entlang, mit großen Schritten, halb bewußtlos noch vor Freude, und mir scheint es für einen Moment, als hätte ich richtig gehandelt, als wäre Gnade das Höchste und als käme es auf eine Erzählung weniger nicht an. Und zugleich, ich kann es nicht leugnen, kommt mir die absurde Hoffnung, dass dereinst jemand dasselbe für mich tun wird. Denn wie Roaslie kann auch ich mir nicht vorstellen, dass ich nichts bin ohne die Aufmerksamkeit eines anderen, ja dass meine bloße halbwahre Existenz endet, sobald dieser andere den Blick von mir nimmt - so wie eben jetzt, da ich diese Geschichte endgültig verlasse, Roaslies Dasein erlischt. Von einem Moment zum nächsten. Ohne Todeskampf, Schmerz oder Übergang. Eben noch ein seltsam angezogenes Mädchen, wirr vor Staunen, jetzt nur mehr eine Kräuselung in der Luft, ein noch Sekunden sich haltender Ton, eine verbalssende Erinnerung in meinem Gedächtnis und in Ihrem, während Sie diesen Absatz lesen.
Ruhm: Ein Roman in neun Geschichten - Daniel Kehlmann
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