24.11.2013
Wo ist sie?
24.10.2013
das Trolley-Problem
14.10.2013
Es waren diese Tage
07.10.2013
kapitalistischer Zombie
Interview: Oskar Piegsa
Die Zeit: Campus, Ausgabe Nr 4 2013
23.09.2013
17.09.2013
Sie sollen sein wie Che
Fidel Castro und Ernesto "Che" Guevara in der Gefängniszelle
in Mexiko; vermutlich das erste Photo, auf dem beide
gemeinsam abgebildet sind.
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Es gibt sicher nicht viele Menschen, die in einer solchen Situation zu einer derart selbstkritischen Haltung fähig sind. Doch dies war die Lebenshaltung Ernesto Guevara in seiner neuen Identität als Che. Und damit unterschied er sich deutlich von der überwiegenden Mehrheit seiner Kameraden, die auch im Kampf noch zu Überleben hofften.
16.09.2013
vor Bolivien
Denkt bisweilen an diesen kleinen condottiere des zwanzigsten Jahrhunderts... Eine große Umarmung von einem verlorenen, in Euren Augen so widerspenstigen Sohn.
Ernesto
Ernesto "Che" Guevara
10.08.2013
Unverandert
01.08.2013
Sie kommen näher, ohne dir in die Augen zu schauen
20.07.2013
franklins moral perfection
1. Mäßigkeit - Iss nicht bis zum Stumpfsinn, trink nicht bis zur Berauschung.
2. Schweigen - Sprich nur, was anderen oder dir selbst nützen kann; vermeide unbedeutende Unterhaltung.
10.07.2013
nicht notwendig, glücklich zu sein
09.07.2013
Denn deine Liebe war allem gewachsen
03.07.2013
"Adieu, Beste, Liebste"
Du versuchst, o Sonne, vergebens,
Durch die düsteren Wolken zu scheinen.
Der ganze Gewinn meines Lebens,
Ist ihren Verlust zu beweinen.
01.07.2013
die das Herz einer Frau zu treffen wissen
"Wenn sie jemals Witwe werden, lasse ich mich vormerken."
02.06.2013
Angst
Ich scheue mich mit dir zu sprechen,
Auch wenn dein Funke nun mehr glüht,
Den stillen Frieden will ich nicht brechen,
Will nicht wissen welcher Krieg mir blüht.
Dein Bild ist weiter meine Sonne,
Die mich täglich wärmt,
Und dein lichtes lächeln bannt den Schatten,
der sich durch dein wahres Fehlen nährt.
Gern würd ich mit dir schreiben,
Dich kleben an den Zucker einer Zeile,
Es in den Morgen treiben,
Bist du bis in meinem steifen Seile.
Doch ich weiß ich will zu viel,
Daher ist es schon ein stilles freuen,
Und sehe es als mein höchstes Ziel,
Zu lassen was länger hält als reuen.
Talen
20.05.2013
An das Liebste
so langt die Zeit doch nicht,
Zu sagen, was in meiner Brust
von Dir die Liebe spricht.
Ob ich wohl lebte tausend Jahr',
flieht doch die Zeit dahin,
Eh' Du es weißt, wie fest und wahr
und wie getreu ich bin!
Und lebt ich Millionen Jahr,
ich nennte nicht das Weh,
Das immerfort mein Herz zerreißt,
wenn ich Dich nicht mehr seh.
Doch jetzt noch bist Du nahe mir,
zu künden Dir dies Glück,
Brauch ich nicht eine kleine Zeit, -
nur einen einzigen Blick.
Karoline Leonhardt
06.05.2013
Eine Stadt im Krieg
Ibrahim stand im Flur, als die Rakete das Wohnzimmer traf, in dem seine Eltern vor dem Fernseher saßen. Die Explosion schleuderte ihn gegen die Wand, doch er blieb unverletzt. Er steht im fünften Stock des brennenden Hauses, Rauch quillt durch das Treppenhaus, Freunde und Nachbarn hetzen die Treppen hinauf und hinunter, in den Händen Eimer und Behälter gefüllt mit Wasser, in dem vergeblichen Versuch, die Flammen zu löschen. Nebenan im Wohnzimmer verbrennen Ibrahims Vater und Mutter, der Geruch von verbranntem Fleisch hängt in der Wohnung. Ein junger Mann übergibt sich im Treppenhaus. "War mein Vater ein Terrorist? War meine Mutter eine Terroristin?", ruft Ibrahim und beginnt zu weinen. "Baschar al-Assad hat meine Eltern getötet! Wofür? Wofür!" Dann lehnt er sich an die verrußte Wand, schlägt die Hände vors Gesicht und rutscht langsam in die Hocke. Freunde knien neben ihm, um zu trösten, nehmen ihn in den Arm, schwören Rache.
Nach einer Stunde ist das Feuer so weit unter Kontrolle, dass ein paar Männer über die Reste des Balkonsimses in das Wohnzimmer klettern können. Sie ziehen einen verkohlten Körper unter einem Tisch hervor, wickeln ihn in eine Plüschdecke und rufen: "Allahu Akbar, Allahu Akbar!" Gott ist groß. Rauch quillt aus dem kokelnden Leichnam unter der Decke hervor. Ibrahim soll die Körper identifizieren, aber sie sind so entstellt, dass er nicht sagen kann, wer Mutter, wer Vater ist. "Baba? Mama?", flüstert er fassungslos.
Für einen würdevollen Abschied von den Toten bleibt in diesem Krieg kaum Zeit. Die verbrannten Leichen von Ibrahims Eltern liegen keine zwei Stunden nach dem Angriff auf der Ladefläche eines weißen Kleinlasters, der hupend durch die Straßen Aleppos rast. Auf dem Märtyrer-Friedhof, am Stadtrand von Aleppo, bereiten Totengräber in Schichtarbeit die Gräber zukünftiger Toter vor.
Es muss schnell gehen, zu oft schon wurden Beerdigungen mit Granaten beschossen. In der Ferne fliegen Hubschrauber und Kampfflugzeuge über Aleppo, schwarze Rauchsäulen steigen in den Himmel, als man Ibrahims Eltern in einem Grab aus Baustoffziegeln ablegt. Ein Verwandter spricht ein kurzes Gebet. "Ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass uns jemand zu Hilfe kommt. Amerika, Europa, die Türkei, die Arabische Liga, die sehen alle zu und tun nichts", sagt Ibrahim, als er sich von seinen Eltern verabschiedet hat. Dann fährt er zurück nach Aleppo, zu den Bomben und Scharfschützen. Eine Stadt wie er selbst: obdachlos und Vollwaise.
Eine Stadt im Krieg - blog
Amnesty Journal April 2013 - zeitschrift
28.04.2013
Globalisierung
Text von Alain Gresh aus Atlas der Globalisierung
23.04.2013
Toleranzkuchen
Hauptsache nichts mit Menschen - Paul Bokowski
16.04.2013
Die Kunst des Liebens
Liebe ist nicht in erster Linie eine Bindung an eine bestimmte Person. Sie ist eine Haltung, eine Charakterorientierung, welche die Bezogenheit eines Menschen zur Welt als Ganzem und nicht nur zu einem einigen "Objekt" der Liebe bestimmt. Trotzdem glauben die meisten Menschen, Liebe komme erst durch ein Objekt zustande und nicht aufgrund einer Fähigkeit. Man könnte diese Einstellung mit der eines Menschen vergleichen, der gern malen möchte und der, anstatt diese Kunst zu erlernen, behauptet, er brauche nur auf das richtige Objekt warten und wenn er es gefunden habe, werde er wunderbar malen können.
06.04.2013
Ein Mann der schläft
Ein Mann der schläft - Georges Perec
30.03.2013
Alberne Wohlstandswehwehchen
Sarah liebte es, während der Kampfhandlungen getroffen zu werden. Nicht, daß sie keinen sportlichen Ehrgeiz besaß, nein, es verschaffte ihr Befriedigung jemanden abzuschießen. Aber sie war auch eine prima Verliererin, und der Moment, wenn eine Farbkugel auf ihrem Trainingsanzug platzte und sie, getroffen, das Spielfeld auf ihrem Spielfeld verlassen mußte, besaß etwas existenziell Erregendes. Sie lernte sich neu kennen und hegte bald den Verdacht, masochistische Spielarten des Sex zugänglicher zu sein, als sie es je für möglich gehalten hatte. Thomas hatte jedesmal um Erlaubnis gefragt, bevor er, in grauer Vorzeit, in sie eingedrungen war. Und ihrer Erziehung gemäß war Sarah um jene Nachfrage stets dankbar gewesen; ihre Mutter hatte ihr eingeschärft , den Kerlen bloß nie die Macht zu überlassen. Jetzt, mit vierzig, dachte Sarah darüber nach, ob ihre Mutter ihre Ehe von Anfang an sabotiert haben könnte, mit einem einzigen gutgemeinten Ratschlag. Während Sarah das Gewehr nachlud, dachte sie daran, wie es wäre vor einem Erschießungskommmando zu stehen., an einen Pfahl gefesselt - und überall auf ihrem Körper zerplatzten bunte Farbkugeln. Das war schon abartig, fand sie, und beschloß, niemanden davon zu erzählen.
21.03.2013
Scheiden
Noch einen Kuß, bevor wir gehn!
Als lichten Schatz auf dunkeln Wegen,
Als Zehrung bis zum Wiedersehn!
Ob wir auch enger uns umfassen,
Die Arme schlingen wie ein Band:
Es gilt zu scheiden und zu lassen,
Und nicht zu ketten Hand in Hand.
So wandle denn die Bahn der Schmerzen,
Die Liebe wird dein Engel sein;
Leb' wohl, leb wohl!
Reiff' Herz vom Herren!
Und weine nicht und denke mein!
Gott schütze dich auf deinen Wegen,
Daß ich dich fröhlich wiederseh'!
Noch einen Blick voll Liebessegen,
Noch einen Kuß, und nun Ade!
Ludwig Pfau
Karl Ludwig Pfau (* 25. August 1821 in Heilbronn; † 12. April 1894 in Stuttgart) war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Revolutionär. 1839 zog er nach Frankreich, wo er ab 1840 in Paris Kunst und Literatur studierte. 1841 kehrte er nach Deutschland zurück, begann ein Studium der Philosophie. Er wirkte bei der Märzrevolution mit und gehörte ab 1864 zu den Gründern der demokratischen Volkspartei DVP.
Gold, Gold, Gold
"Die Schatzinsel" von Robert Louis Stevenson
19.03.2013
Warum Sozialismus?
"Warum Sozialismus?" (1949) von Albert Einstein
18.03.2013
Ich liebte Dich
In meinem Herzen noch nicht ganz verglüht;
Doch Deine Ruh ist mir vor Allem theuer,
Durch nichts betrüben will ich Dein Gemüth.
Ich liebte Dich, stumm, hoffnungslos und schwerlich,
In aller Qual, die solche Liebe giebt —
Ich liebte Dich so wahrhaft und so herzlich,
Gott geb', daß Dich ein Andrer je so liebt!
Alexander Puschkin
Aus dem Russischen von Friedrich Martin Bodenstedt
Alexander Sergejewitsch Puschkin (* 26. in Moskau; † 29. Januar in Sankt Petersburg durch einen Bauchschuss) gilt als russischer Nationaldichter und Begründer der modernen russischen Literatur. Bis zum Einmarsch Napoleons in Moskau 1812 sprach die russische Oberschicht Französisch. Nach dem darauf folgenden Brand Moskaus fragte man sich, warum man eigentlich die Sprache des Feindes spreche. Puschkin bereitete in seinen Gedichten, Dramen und Erzählungen der Verwendung der Umgangssprache den Weg.
17.03.2013
über reden und sehen
Männer können ihre Probleme in einen mentalen "Index" aufnehmen und in eine Warteschleife stellen. Die Probleme von Frauen hingegen laufen in ihrem Kopf Amok. Die einzige Art und Weise, wie eine Frau ihre Probleme loswerden kann, ist, sie zur Kenntnis zu nehmen, indem sie darüber redet. Wenn eine Frau also am Ende eines Tages redet, sucht sie keine Lösungen und will auch keine Schlüsse ziehen, sie will sich einfach nur ihre Probleme von der Seele reden.[...]
Mann: Wo ist die Butter?
Frau: Im Kühlschrank.
Mann: Da schaue ich ja gerade, aber ich kann keine Butter sehen.
Frau: Sie ist aber da. Ich hab sie erst vor zehn Minuten in den Kühlschrank gestellt.
Mann: Nein, du musst sie irgendwo anders hingetan haben. In diesem Kühlschrank jedenfalls ist keine Butter!
Als Jäger musste der Mann in der Lage sein, eine Beute in der Ferne anzuvisieren und sie dann zu verfolgen. Er entwickelte beinahe so etwas wie Scheuklappen, damit er nicht von einem Ziel abgelenkt wurde. Die Frau benötigte ein weites Blickfeld, damit sie mögliche Raubtiere. die um ihr Nest herumstrichen, erspähen und beobachten konnte. Das ist der Grund, warum der moderne Mann problemlos den Weg zu einer entlegenen Kneipe findet, selten aber Sachen in Schränken, Schubladen und Kühlschränken.
Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken - Allan & Barbara Pease
15.03.2013
Ging Dir nach im Wind
Wolken kamen wild, als ob sie die Berge zogen.
Und auf unserem stürmischen Abendgange,
Lehnte sich der Wind unter Deinem Schleier, dicht an Deine Wange,
Preßte Deine Kleider um die Knie, wollt' Dich halten
Wie ein Freier, dessen Hände sich um Deinen Körper falten.
Wie ein Tänzer wirbelt, wollt' er Dich entzücken,
Aber Du - lachst ihn aus, wendest ihm den Rücken.
Und der Wind läuft nebenher, fährt Dir um die Schläfen,
Muß im Dunkel, wie ein Hund, abgewiesen kläffen.
Max Dauthendey
Max Dauthendey (* 25. Juli 1867 in Würzburg; † 29. August 1918 in Malang auf Java) war ein deutscher Dichter und Maler. Der Vater von Max Dauthendey, Karl Dauthendey, siedelte als deutscher Kolonist in St. Petersburg, drei Jahre vor der Geburt Max Dauthendeys zog die Familie Dauthendey nach Würzburg um. Dauthendey wuchs in Würzburg als Sohn wohlhabender Eltern auf und erlebte eine glückliche Kindheit, die durch den frühen Tod seiner Mutter Caroline Dauthendey 1873 getrübt wurde.
Erst wenn
"Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten." Karl Kraus
"Generation Doof" von Stefan Bonner und Anne Weiss
Hi
"Tagebücher" - Kurt Cobain
13.03.2013
Liebesbriefwechsel
meine freudige Erwartung, als ich bemerkte, dass eine Nachricht von ihnen für mich vorliegt, wich sogleich tiefer Bestürzung, als mir bewusst wurde, dass ihr Gemüt aufgrund meiner fortwährenden Abwesenheit negativ erregt zu sein schien. Ich möchte mein ehrliches Bedauern hierfür zum Ausdruck bringen und kann mich nur in sofern dafür Entschuldigen, indem ich ihnen die möglicherweise unbefriedigende Mitteilung machen muss, dass sich meine Nächte, dringlicher Geschäfte wegen, zur Zeit sehr verkürzen, was, wie sie in ihrer Nachricht so scharfsinnig bemerkten, auch mit der Tatsache zusammenhängt, dass es mit meiner Intelligenz nicht weiter hergeholt ist, als es mein Aussehen vermuten lässt. Um so mehr rührte es mein Herz und erfüllte es mich mit Stolz, dass sie meiner nicht Überdrüssig zu sein scheinen und mit soviel Nachsicht über meine Fehlfunktionen hinwegsehen. Im Weiteren seien sie sich gewiss, dass meine Empfindungen ihrer Person gegenüber noch so tief sind, dass ich ihre Verabschiedung als ihren sanften spott über meine eigenen Gefühle für sie empfinden musste, ohne jedoch ernsthaft gekränkt, sondern eher sehnsüchtig berührt zu sein. Glauben sie mir, wenn ich ihnen schreibe, dass meine Gedanken, nicht nur in nächtlichen Stunden, oft um sie und ihre Geschicke kreisen. Darum hoffe ich, dass sich in naher Zukunft die Gelegenheit ergibt, zumindest insofern übereinkommen zu können, dass wir unser gegenseitiges Interesse füreinander, bei einem Aufeinandertreffen an dieser Stelle, so weit wie möglich zu Stillen in der Lage sind. Bis dahin verweile ich schweren Herzens in dem Bewusstsein ihrer, zumindest temporären, Sehnsucht, für die ich mich unentschuldbar verantwortlich fühlen muss und baue sodenn, damit es mich nicht zu sehr betrübt, auf ihr sonstiges Wohlbefinden.
Liebste xxx, ich freue mich auf sie.
haar von dir
lecke dran. nein, war von mir.
doch lohnte sich die illusion,
ich pflücke immer mehr davon,
von meinem kopf - dort gibt es ja
nichts als haar, haar, haar, haar, haar.
und denke stets ein paar sekunden,
ich hätt' ein haar von dir gefunden.
so denk ich immer nur an dich,
und weine und skalpiere mich.
Autor unbekannt
12.03.2013
Sie will
Was willst du? sagt Rosie, geh heim, und will ihren Weg fortsetzen, der gerade jetzt ein Stück weit ganz ohne Geländer an der Felswand hinführt, drunten liegt der Abgrund und das Meer. Der Junge fängt gar nicht wieder an mit seinem Ecco il mare, ecco l'isola, aber er lässt sich auch nicht nach Hause schicken, er folgt ihr und gibt jetzt einen seltsamen, fast flehenden Laut von sich, der etwas Unmenschliches hat und der Rosie erschreckt. Was hat er, was will er? denkt sie, sie ist nicht von gestern, aber das kann doch wohl nicht sein, er ist höchstens zwölf Jahre alt, ein Kind. Es kann doch nicht sein, der Junge hat zuviel gehört von den älteren Freunden, den großen Brüdern, ein Gespräch ist da im Ort, ein ewiges halblautes Gespräch von dem fremden Mädchen, die so liebessüchtig und willfährig sind und die allein durch die Weingärten und die Ölwälder schweifen, kein Ehemann, kein Bruder zieht den Revolver, und das Zauberweort amore amore schon lockt ihre Tränen, ihre Küsse hervor. Herbstgespräche sind das, Wintergespräche, im kalten, traurigen Cafe oder am nassen, grauen, überaus einsamen Strand, Gespräche, bei denen die Glut des Sommers wieder entzündet wird. Warte nur, Kleiner, in zwei Jahren, in drei Jahren kommt auch für dich eine über den Marktplatz geht sie, du stehst am Fenster und sie lächelt dir zu., Dann lauf nur hinterher, Kleiner, genier dich nicht, pack sie, was sagst du, sie will nicht, aber sie tut doch nur so, sie will.
"Lange Schatten" - Marie Luise Kaschnitz
28.02.2013
Der Augsburger Kreidekreis
»Es ist nicht festgestellt worden, wer „die rechte Mutter ist«, sagte er. »Das Kind ist zu bedauern. Man hat schon gehört, dass die Väter sich oft drücken und nicht die Väter sein wollen, die Schufte, aber hier melden sich gleich zwei Mütter. Der Gerichtshof ist zu der Überzeugung gelangt, dass beide wie gedruckt lügen. Nun ist aber, wie gesagt, auch noch das Kind zu bedenken, das eine Mutter haben muss. Man muss also, ohne auf bloßes Geschwätz einzugehen, feststellen, wer die rechte Mutter des Kindes ist.« Und mit ärgerlicher Stimme rief er den Gerichtsdiener und befahl ihm, eine Kreide zu holen.
Der Gerichtsdiener ging und brachte ein Stück Kreide.
»Zieh mit der Kreide da auf dem Fußboden einen Kreis, in dem drei Personen stehen können« ‚ wies ihn der Richter an.
Der Gerichtsdiener kniete nieder und zog mit der Kreide den gewünschten Kreis.
»Jetzt bring das Kind«‚ befahl der Richter.
Das Kind wurde hereingebracht. Es fing wieder an zu heulen und wollte zu Anna. Der alte Dollinger kümmerte sich nicht um das Geplärr und hielt seine Ansprache nur in etwas lauterem Ton.
»Diese Probe, die jetzt vorgenommen werden wird«‚ verkündete er,»habe ich in einem alten Buch gefunden, und sie gilt als recht gut. Der einfache Grundgedanke der Probe mit dem Kreidekreis ist, dass die echte Mutter an ihrer Liebe zum Kind erkannt wird. Also muss die Stärke dieser Liebe erprobt werden. Gerichtsdiener, stell das Kind in diesen Kreidekreis.« Der
Gerichtsdiener nahm das plärrende Kind von der Hand der Amme und führte es in den Kreis. Der Richter fuhr fort, sich an Frau Zingli und Anna wendend
»Stellt auch ihr euch in den Kreidekreis, fasst jede eine Hand des Kindes, und wenn ich "los" sage, dann bemüht euch, das Kind aus dem Kreis zu ziehen. Die von euch die stärkere Liebe hat, wird auch mit der größeren Kraft ziehen und so das Kind auf ihre Seite bringen. Im Saal war es unruhig geworden. Die Zuschauer stellten sich auf die Fußspitzen und stritten sich mit den vor ihnen Stehenden.
Es wurde aber totenstill, als die beiden Frauen in den Kreis traten und jede eine Hand des Kindes fasste. Auch das Kind war verstummt, als ahnte es, um was es ginge. Es hielt sein tränenüberströmtes Gesichtchen zu Anna emporgewendet. Dann kommandierte der Richter »Los ! «. Und mit einem einzigen heftigen Ruck riss Frau Zingli das Kind aus dem Kreidekreis. Verstört und ungläubig sah Anna ihm nach. Aus Furcht, es könne Schaden erleiden, wenn es an beiden Armchen zugleich in zwei Richtungen gezogen würde, hatte sie es sogleich losgelassen.
Der alte Dollinger stand auf.
»Und somit wissen wir«‚ sagte er laut, »wer die rechte Mutter ist. Nehmt der Schlampe das Kind weg. Sie würde es kalten Herzens in Stücke reißen.« Und er nickte Anna zu und ging schnell aus dem Saal, zu seinem Frühstück.
"Der Augsburger Kreidekreis" - Bertolt Brecht
"Die besten deutschen Erzählungen" - ausgesucht von Marcel Reich-Ranicki
04.02.2013
He'll lose it
The major came very regularly to the hospital. I do not think he ever missed a day, although I am sure he did not believe in the machines. There was a time when none of us believed in the machines and one day the major said it was all nonsense. The machines were new then and it was we who were to prove them. I had not learned my grammar and he said I was a stupid impossible disgrace and he was a fool to have bothered with me. He was a small man and sat straight up in his chair with his right hand thrust into the machine and looked straight ahead at the wall while the straps thumped up and down with his fingers in them.
"What will you do when the war is over, if it is over?" he asked me. "Spreak grammatically!"
"I will go to the States."
"Are you married?"
"No, but i hope to be."
"The more of a fool you are," he said. He seemed very angry. "A man must not marry."
"Why, Signor Maggior?"
"Don' call me Signor Maggiore."
"Why must not a man marry?"
"He cannot marry. He cannot marry", he said angrily. "If he is to lose everything, he should not place himself in a position to lose that. He should not place himself in a position to lose. He should find things he cannot lose."
"He spoke very angrily and bitterly, and looked straight ahead while he talked.
"But why should he necessarily lose it?"
"He'll lose it", the major said. He was looking at the wall. Then he looked down at the machine and jerked his little hand out from between the straps and slapped it hard against his thigh. "He'll lose it.", he almost shouted."Don't argue with me!"
Men without woman - Ernest Hemingway
31.01.2013
Krambambuli
Aber nicht einmal auf den schlechtesten Kerl schiesst der Jäger Hopp, ohne ihn angerufen zu haben. Mit einem Satze springt er hinter dem Baum hervor und auf den Fusssteig und schreit: «Gib dich, Vermaledeiter!» Und als der Wildschütz zur Antwort den Hinterlader von der Schulter reisst, gibt der Jäger Feuer... All ihr Heiligen - ein sauberes Feuer! Die Flinte knackst, anstatt zu knallen. Sie hat zu lang mit aufgesetzter Kapsel im feuchten Wald am Baum gelehnt - sie versagt.
Gute Nacht, so sieht das Sterben aus, denkt der Alte. Doch nein - er ist heil, sein Hut nur fliegt, von Schroten durchlöchert, ins Gras.
Der andre hat auch kein Glück; das war der letzte Schuss in seinem Gewehr, und zum nächsten zieht er eben erst die Patrone aus der Tasche...
«Pack an!» ruft Hopp seinem Hunde heiser zu: «Pack an!» Und:
«Herein, zu mir! Herein, Krambambuli!» lockt es drüben mit zärtlicher, liebevoller - ach, mit altbekannter Stimme...
Der Hund aber -
Was sich nun begab, begab sich viel rascher, als man es erzählen kann.
Krambambuli hatte seinen ersten Herrn erkannt und rannte auf ihn zu, bis - in die Mitte des Weges. Da pfeift Hopp, und der Hund macht kehrt, der «Gelbe» pfeift, und der Hund macht wieder kehrt und windet sich in Verzweiflung auf einem Fleck, in gleicher Distanz von dem Jäger wie von dem Wildschützen, zugleich hingerissen und gebannt...
Zuletzt hat das arme Tier den trostlos unnötigen Kampf aufgegeben und seinen Zweifeln ein Ende gemacht, aber nicht seiner Qual. Bellend, heulend, den Bauch am Boden, den Körper gespannt wie eine Sehne, den Kopf emporgehoben, als riefe es den Himmel zum Zeugen seines Seelenschmerzes an, kriecht es - seinem ersten Herrn zu.
Bei dem Anblick wird Hopp von Blutdurst gepackt. Mit zitternden Fingern hat er die neue Kapsel aufgesetzt - mit ruhiger Sicherheit legt er an. Auch der «Gelbe» hat den Lauf wieder auf ihn gerichtet. Diesmal gilt's! Das wissen die beiden, die einander auf dem Korn haben, und was auch in ihnen vorgehen möge, sie zielen so ruhig wie ein paar gemalte Schützen.
Zwei Schüsse fallen.
Krambambuli - Marie von Ebner-Eschenbach
26.01.2013
Ich sage zwei
Dr. Jekyll und Mr. Hyde - Robert Louis Stevenson