Sarah liebte es, während der Kampfhandlungen getroffen zu werden. Nicht, daß sie keinen sportlichen Ehrgeiz besaß, nein, es verschaffte ihr Befriedigung jemanden abzuschießen. Aber sie war auch eine prima Verliererin, und der Moment, wenn eine Farbkugel auf ihrem Trainingsanzug platzte und sie, getroffen, das Spielfeld auf ihrem Spielfeld verlassen mußte, besaß etwas existenziell Erregendes. Sie lernte sich neu kennen und hegte bald den Verdacht, masochistische Spielarten des Sex zugänglicher zu sein, als sie es je für möglich gehalten hatte. Thomas hatte jedesmal um Erlaubnis gefragt, bevor er, in grauer Vorzeit, in sie eingedrungen war. Und ihrer Erziehung gemäß war Sarah um jene Nachfrage stets dankbar gewesen; ihre Mutter hatte ihr eingeschärft , den Kerlen bloß nie die Macht zu überlassen. Jetzt, mit vierzig, dachte Sarah darüber nach, ob ihre Mutter ihre Ehe von Anfang an sabotiert haben könnte, mit einem einzigen gutgemeinten Ratschlag. Während Sarah das Gewehr nachlud, dachte sie daran, wie es wäre vor einem Erschießungskommmando zu stehen., an einen Pfahl gefesselt - und überall auf ihrem Körper zerplatzten bunte Farbkugeln. Das war schon abartig, fand sie, und beschloß, niemanden davon zu erzählen.
30.03.2013
Alberne Wohlstandswehwehchen
Sarah liebte es, während der Kampfhandlungen getroffen zu werden. Nicht, daß sie keinen sportlichen Ehrgeiz besaß, nein, es verschaffte ihr Befriedigung jemanden abzuschießen. Aber sie war auch eine prima Verliererin, und der Moment, wenn eine Farbkugel auf ihrem Trainingsanzug platzte und sie, getroffen, das Spielfeld auf ihrem Spielfeld verlassen mußte, besaß etwas existenziell Erregendes. Sie lernte sich neu kennen und hegte bald den Verdacht, masochistische Spielarten des Sex zugänglicher zu sein, als sie es je für möglich gehalten hatte. Thomas hatte jedesmal um Erlaubnis gefragt, bevor er, in grauer Vorzeit, in sie eingedrungen war. Und ihrer Erziehung gemäß war Sarah um jene Nachfrage stets dankbar gewesen; ihre Mutter hatte ihr eingeschärft , den Kerlen bloß nie die Macht zu überlassen. Jetzt, mit vierzig, dachte Sarah darüber nach, ob ihre Mutter ihre Ehe von Anfang an sabotiert haben könnte, mit einem einzigen gutgemeinten Ratschlag. Während Sarah das Gewehr nachlud, dachte sie daran, wie es wäre vor einem Erschießungskommmando zu stehen., an einen Pfahl gefesselt - und überall auf ihrem Körper zerplatzten bunte Farbkugeln. Das war schon abartig, fand sie, und beschloß, niemanden davon zu erzählen.
21.03.2013
Scheiden
Noch einen Kuß, bevor wir gehn!
Als lichten Schatz auf dunkeln Wegen,
Als Zehrung bis zum Wiedersehn!
Ob wir auch enger uns umfassen,
Die Arme schlingen wie ein Band:
Es gilt zu scheiden und zu lassen,
Und nicht zu ketten Hand in Hand.
So wandle denn die Bahn der Schmerzen,
Die Liebe wird dein Engel sein;
Leb' wohl, leb wohl!
Reiff' Herz vom Herren!
Und weine nicht und denke mein!
Gott schütze dich auf deinen Wegen,
Daß ich dich fröhlich wiederseh'!
Noch einen Blick voll Liebessegen,
Noch einen Kuß, und nun Ade!
Ludwig Pfau
Karl Ludwig Pfau (* 25. August 1821 in Heilbronn; † 12. April 1894 in Stuttgart) war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Revolutionär. 1839 zog er nach Frankreich, wo er ab 1840 in Paris Kunst und Literatur studierte. 1841 kehrte er nach Deutschland zurück, begann ein Studium der Philosophie. Er wirkte bei der Märzrevolution mit und gehörte ab 1864 zu den Gründern der demokratischen Volkspartei DVP.
Gold, Gold, Gold
"Die Schatzinsel" von Robert Louis Stevenson
19.03.2013
Warum Sozialismus?
"Warum Sozialismus?" (1949) von Albert Einstein
18.03.2013
Ich liebte Dich
In meinem Herzen noch nicht ganz verglüht;
Doch Deine Ruh ist mir vor Allem theuer,
Durch nichts betrüben will ich Dein Gemüth.
Ich liebte Dich, stumm, hoffnungslos und schwerlich,
In aller Qual, die solche Liebe giebt —
Ich liebte Dich so wahrhaft und so herzlich,
Gott geb', daß Dich ein Andrer je so liebt!
Alexander Puschkin
Aus dem Russischen von Friedrich Martin Bodenstedt
Alexander Sergejewitsch Puschkin (* 26. in Moskau; † 29. Januar in Sankt Petersburg durch einen Bauchschuss) gilt als russischer Nationaldichter und Begründer der modernen russischen Literatur. Bis zum Einmarsch Napoleons in Moskau 1812 sprach die russische Oberschicht Französisch. Nach dem darauf folgenden Brand Moskaus fragte man sich, warum man eigentlich die Sprache des Feindes spreche. Puschkin bereitete in seinen Gedichten, Dramen und Erzählungen der Verwendung der Umgangssprache den Weg.
17.03.2013
über reden und sehen
Männer können ihre Probleme in einen mentalen "Index" aufnehmen und in eine Warteschleife stellen. Die Probleme von Frauen hingegen laufen in ihrem Kopf Amok. Die einzige Art und Weise, wie eine Frau ihre Probleme loswerden kann, ist, sie zur Kenntnis zu nehmen, indem sie darüber redet. Wenn eine Frau also am Ende eines Tages redet, sucht sie keine Lösungen und will auch keine Schlüsse ziehen, sie will sich einfach nur ihre Probleme von der Seele reden.[...]
Mann: Wo ist die Butter?
Frau: Im Kühlschrank.
Mann: Da schaue ich ja gerade, aber ich kann keine Butter sehen.
Frau: Sie ist aber da. Ich hab sie erst vor zehn Minuten in den Kühlschrank gestellt.
Mann: Nein, du musst sie irgendwo anders hingetan haben. In diesem Kühlschrank jedenfalls ist keine Butter!
Als Jäger musste der Mann in der Lage sein, eine Beute in der Ferne anzuvisieren und sie dann zu verfolgen. Er entwickelte beinahe so etwas wie Scheuklappen, damit er nicht von einem Ziel abgelenkt wurde. Die Frau benötigte ein weites Blickfeld, damit sie mögliche Raubtiere. die um ihr Nest herumstrichen, erspähen und beobachten konnte. Das ist der Grund, warum der moderne Mann problemlos den Weg zu einer entlegenen Kneipe findet, selten aber Sachen in Schränken, Schubladen und Kühlschränken.
Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken - Allan & Barbara Pease
15.03.2013
Ging Dir nach im Wind
Wolken kamen wild, als ob sie die Berge zogen.
Und auf unserem stürmischen Abendgange,
Lehnte sich der Wind unter Deinem Schleier, dicht an Deine Wange,
Preßte Deine Kleider um die Knie, wollt' Dich halten
Wie ein Freier, dessen Hände sich um Deinen Körper falten.
Wie ein Tänzer wirbelt, wollt' er Dich entzücken,
Aber Du - lachst ihn aus, wendest ihm den Rücken.
Und der Wind läuft nebenher, fährt Dir um die Schläfen,
Muß im Dunkel, wie ein Hund, abgewiesen kläffen.
Max Dauthendey
Max Dauthendey (* 25. Juli 1867 in Würzburg; † 29. August 1918 in Malang auf Java) war ein deutscher Dichter und Maler. Der Vater von Max Dauthendey, Karl Dauthendey, siedelte als deutscher Kolonist in St. Petersburg, drei Jahre vor der Geburt Max Dauthendeys zog die Familie Dauthendey nach Würzburg um. Dauthendey wuchs in Würzburg als Sohn wohlhabender Eltern auf und erlebte eine glückliche Kindheit, die durch den frühen Tod seiner Mutter Caroline Dauthendey 1873 getrübt wurde.
Erst wenn
"Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten." Karl Kraus
"Generation Doof" von Stefan Bonner und Anne Weiss
Hi
"Tagebücher" - Kurt Cobain
13.03.2013
Liebesbriefwechsel
meine freudige Erwartung, als ich bemerkte, dass eine Nachricht von ihnen für mich vorliegt, wich sogleich tiefer Bestürzung, als mir bewusst wurde, dass ihr Gemüt aufgrund meiner fortwährenden Abwesenheit negativ erregt zu sein schien. Ich möchte mein ehrliches Bedauern hierfür zum Ausdruck bringen und kann mich nur in sofern dafür Entschuldigen, indem ich ihnen die möglicherweise unbefriedigende Mitteilung machen muss, dass sich meine Nächte, dringlicher Geschäfte wegen, zur Zeit sehr verkürzen, was, wie sie in ihrer Nachricht so scharfsinnig bemerkten, auch mit der Tatsache zusammenhängt, dass es mit meiner Intelligenz nicht weiter hergeholt ist, als es mein Aussehen vermuten lässt. Um so mehr rührte es mein Herz und erfüllte es mich mit Stolz, dass sie meiner nicht Überdrüssig zu sein scheinen und mit soviel Nachsicht über meine Fehlfunktionen hinwegsehen. Im Weiteren seien sie sich gewiss, dass meine Empfindungen ihrer Person gegenüber noch so tief sind, dass ich ihre Verabschiedung als ihren sanften spott über meine eigenen Gefühle für sie empfinden musste, ohne jedoch ernsthaft gekränkt, sondern eher sehnsüchtig berührt zu sein. Glauben sie mir, wenn ich ihnen schreibe, dass meine Gedanken, nicht nur in nächtlichen Stunden, oft um sie und ihre Geschicke kreisen. Darum hoffe ich, dass sich in naher Zukunft die Gelegenheit ergibt, zumindest insofern übereinkommen zu können, dass wir unser gegenseitiges Interesse füreinander, bei einem Aufeinandertreffen an dieser Stelle, so weit wie möglich zu Stillen in der Lage sind. Bis dahin verweile ich schweren Herzens in dem Bewusstsein ihrer, zumindest temporären, Sehnsucht, für die ich mich unentschuldbar verantwortlich fühlen muss und baue sodenn, damit es mich nicht zu sehr betrübt, auf ihr sonstiges Wohlbefinden.
Liebste xxx, ich freue mich auf sie.
haar von dir
lecke dran. nein, war von mir.
doch lohnte sich die illusion,
ich pflücke immer mehr davon,
von meinem kopf - dort gibt es ja
nichts als haar, haar, haar, haar, haar.
und denke stets ein paar sekunden,
ich hätt' ein haar von dir gefunden.
so denk ich immer nur an dich,
und weine und skalpiere mich.
Autor unbekannt
12.03.2013
Sie will
Was willst du? sagt Rosie, geh heim, und will ihren Weg fortsetzen, der gerade jetzt ein Stück weit ganz ohne Geländer an der Felswand hinführt, drunten liegt der Abgrund und das Meer. Der Junge fängt gar nicht wieder an mit seinem Ecco il mare, ecco l'isola, aber er lässt sich auch nicht nach Hause schicken, er folgt ihr und gibt jetzt einen seltsamen, fast flehenden Laut von sich, der etwas Unmenschliches hat und der Rosie erschreckt. Was hat er, was will er? denkt sie, sie ist nicht von gestern, aber das kann doch wohl nicht sein, er ist höchstens zwölf Jahre alt, ein Kind. Es kann doch nicht sein, der Junge hat zuviel gehört von den älteren Freunden, den großen Brüdern, ein Gespräch ist da im Ort, ein ewiges halblautes Gespräch von dem fremden Mädchen, die so liebessüchtig und willfährig sind und die allein durch die Weingärten und die Ölwälder schweifen, kein Ehemann, kein Bruder zieht den Revolver, und das Zauberweort amore amore schon lockt ihre Tränen, ihre Küsse hervor. Herbstgespräche sind das, Wintergespräche, im kalten, traurigen Cafe oder am nassen, grauen, überaus einsamen Strand, Gespräche, bei denen die Glut des Sommers wieder entzündet wird. Warte nur, Kleiner, in zwei Jahren, in drei Jahren kommt auch für dich eine über den Marktplatz geht sie, du stehst am Fenster und sie lächelt dir zu., Dann lauf nur hinterher, Kleiner, genier dich nicht, pack sie, was sagst du, sie will nicht, aber sie tut doch nur so, sie will.
"Lange Schatten" - Marie Luise Kaschnitz